Im Rahmen der DCI-Vortragsreihe zur Wissensvermittlung über die Zusammenarbeit mit China fand am Montagabend, 09.11.20, der zweite virtuelle Vortragsabend statt, an dem zeitweise über 50 Personen die Gelegenheit wahrnahmen, sich ein differenzierteres Bild auf das Reich der Mitte zu verschaffen.
Frank Buchmann, BMW: "BMW in China – Accelerating into the Future"
Den ersten Vortrag des Abends hielt Herr Frank Buchmann. Er war 1993 und 1996 in Taiwan und Hongkong um verschiedene Praktika zu absolvieren Praktika und kam 2006 für die BMW Group nach Shenyang, wo das erste Werk des Joint Ventures BMW Brilliance Automotive“ (BBA) gebaut wurde.
Herr Buchmann vermittelte spannende Einblicke in seine beruflichen Erfahrungen in Fernost und die Herausforderungen, vor denen die BMW Group aktuell in China steht. Nach einer kurzen Einführung mit Zahlen und Fakten zum Land China, schilderte er Aufbau und Organisation der BMW Group Vertretung in China. Über verschiedene Standorte sind in China lokale Entwicklung, Fertigung und Vertrieb – für China, aber auch für den Weltmarkt angesiedelt. Er ging ein auf die Wichtigkeit der Lokalisierung, aber auch des Aufbauens einer starken lokalen Belegschaft aus Einheimischen. Abschließend stellte er heraus, wie wichtig junge Talente sind, die in der deutschen Kultur genauso bewandert sind wie in der chinesischen. Sie werden letztendlich zu Brückenbauern und stellen sicher, dass der immer weiter wachsende Markt in China langfristig an BMW interessiert sein wird.
In einer anschließenden Fragerunde ging es unter anderem darum, mit wie viel Vorwissen er damals nach China gekommen war. Worauf Herr Buchmann antwortete, dass er aus der Schule wenig chinaspezifisches Wissen erlangt hatte, aber in seinen Praktika einiges an Erfahrung sammeln konnte. Außerdem bietet BMW künftigen Expats ein Fortbildungspaket an, dass in die Sprache, die Kultur und den Markt des Ziellandes einführt. Eine andere Frage war, ob er Chinas Aufstieg als wirtschaftliche Bedrohung oder Bereicherung sehe. Hierauf erklärte Herr Buchmann, dass die aktuelle Entwicklung beide Interpretationen zulässt, das Wachstums Chinas aber in jedem Fall eine Chance ist, die gerade junge Menschen be- und ergreifen sollten.
Wolfram Diener, Messe Düsseldorf: "22 Jahre als deutscher Manager in China – was ich nicht aus dem Schulbuch gelernt hatte"
Anschließend teilte Herr Diener, Vorsitzender der Messe Düsseldorf, seine Erfahrungen aus 22 Jahren Asien mit den Zuhörern. Herr Diener bekleidete wechselnde Positionen in verschiedenen Ländern in Fernost und hat dort viel Erfahrung auch im Umgang mit Behörden, Gewerkschaften und Gesellschaft gesammelt.
Der Vortrag begann damit, die Rolle des „Chefs“ in der chinesischen Arbeitswelt herauszustreichen. Man wird zwar offensichtlich besonders behandelt, man muss aber auch Zwischentöne und Anspielungen gut verstehen. Hierfür ist ein Grundverständnis der Kultur und Geschichte vonnöten. Als Beispiel brachte er an, dass der spaßhafte Versuch, auf „Tsingtao-Bier“ als deutsches Exportgut anzuspielen, Chinesen nur allzu oft an die Unterdrückung in der damaligen deutschen Kolonie Qingdao denken lässt. Wer hier nicht einen gewissen Hintergrund an Wissen und Sprachkenntnis besitzt, der wird in viele vermeidbare Fettnäpfchen treten.
Auch mit wenig bekannten Fakten konnte Herr Diener aufwarten. So erklärte er zum Beispiel, dass das Clubhaus des deutschen Clubs am Shanghaier Bund das seinerzeit größte Gebäude einer deutschen Gesellschaftsvertretung im Ausland gewesen sei. Heutzutage findet sich in dem Gebäude die zentrale Shanghaier Filiale der Bank of China. Ebenfalls bei der Schilderung der Zeit vor 1945 erwähnte er den deutschen Arzt Dr. Erich Paulun, der um 1900 in Shanghai eine deutsche Ärzteschule gründete, die den Grundstein für die heutige Tongji-Universität darstellt – eine der besten Unis landesweit und international.
In der anschließenden Fragerunde ging es unter anderem darum, wie sehr man sich verstellen muss, um kulturellen Gepflogenheiten Genüge zu tun. Als Beispiel wurde das „mitrauchen“ bei Geschäftsessen angeführt, das so manchem Nichtraucher Probleme bereiten kann. Herr Diener gab hier den Tipp, dass am allerwichtigsten Authentizität sei, dass man sich nicht verstelle. Die Entscheidung, wie weit man eigene Vorstellungen anpassen sollte um Teil einer Gemeinschaft zu werden, liege aber bei jedem Einzelnen. Allerdings könne man sich mit ein bisschen Menschenkenntnis und Kulturverständnis auch in solchen Situationen gut zurechtfinden.
Ausblick
Zusammenfassend haben die beiden Vorträge einen guten Einblick in die chinesische Gesellschaft auf wirtschaftlicher, aber auch persönlicher Seite gegeben. Wir hoffen, dass die Veranstaltung auch den Zuschauern gefallen hat und verweisen hier auf die nächste Veranstaltung unserer Themenreihe zur Wissensvermittlung über die Zusammenarbeit mit China, die am 07.12., auch wieder von 18-20 Uhr, virtuell stattfinden wird. Weitere Infos dazu finden Sie 这里.